Wer denkt, beim
Marathon-Zocken zwangsläufig sein Haustier zu vernachlässigen, der hat
sich den falschen Kollegen in die Wohnung geholt. Bei Katze Isi läuft das anders. Die wartet vor jeder Session bereits vor der Zimmertür, tritt nervös von einem Bein aufs andere und schwätzt. Ja, Katze Isi ist
ein Schwätzer. Hauskatzenbesitzer, die das Vergnügen haben auch ein
solches Exemplar füttern zu dürfen, wissen direkt, wovon die Rede ist.
Zu allem wird ein Kommentar abgegeben.
Mitreden wollen. Sich beschweren. Unmut bekunden. Solche Katzen treffen damit
immer den richtigen Nerv. Fordert man sie auf, doch endlich still
zu sein, schließt die Katze ihre Augen – während sie ihrem alles
durchdringenden Stimmchen Freigang gibt und mich anschreit.
Ich füge
mich und öffne die Tür: „Nach Ihnen“. Während ich
Steckerleiste und PC einschalte, springt sie zielstrebig auf den
Schreibtisch, steuert auf den freien Platz vor meiner Tastatur zu und
nimmt ihn in Beschlag. Das Ganze geht ihr nicht schnell genug;
sie signalisiert Ungeduld. Ich muss um sieben Kilo Katze herumgreifen,
um den Bildschirm anstellen zu können. Sie fühlt sich unnötig
gestört und schnappt nach mir. Ich schau ihr in das behaarte
Gesichtchen. Sie strahlt Empörung aus. Warum dauert das so lange?
Ich setze mich. Wir befinden uns jetzt auf Augenhöhe und sie starrt
mich an. Freie Sicht? Fehlanzeige! Man könnte der kleinen Katze
auch nachsagen, technikaffin zu sein. Sie schläft gern auf
Bildschirmen, Fernbedienungen, Laptops und Tastaturen. Kaum fängt die XBox an zu surren, hockt das kleine Geschöpf daneben.
Ich suche den Bildschirm nach dem
Button ab, der das Game startet. Katze Isi nutzt meine
Ablenkung und drückt ihre nasse Nase an meine Wange. Ich schimpfe.
Sie schimpft zurück. Als Wiedergutmachung reibt sie ihren Kopf
einmal quer durch mein Gesicht. Katzenhaare fliegen durch die Luft,
bleiben an mir kleben, geraten in Augen und Nase. Nichts
für Allergiker!
Ich versuche, mir mit dem Ärmel die Haare aus
dem Gesicht zu wischen. Wie zu erwarten vergeblich. Sie deutet meine
Armbewegungen wohl als Fellpflege und fängt an zu schnurren. Ich
streichle ihr über den Kopf und versuche parallel verzweifelt, das
Spiel in Gang zu bekommen. Sie mag die nervösen Klick-Geräusche nicht
und beschwert sich.
Endlich! Heureka! Der Ladebalken erscheint.
Gleich geht’s ab ins bunte und gefährliche Land der Orks und
Elfen. Ob deren Pets auch so dominant sind? Man sagt ja nicht
umsonst:
Ein Hund denkt
„Sie füttern mich, sie pflegen mich, sie kümmern sich um mich.
Sie müssen Götter sein“. Eine Katze denkt: „Sie füttern mich,
sie pflegen mich, sie kümmern sich um mich. Ich muss ein Gott sein“.
Die Musik ertönt aus den Boxen.
Trommeln wummern, Streichinstrumente kündigen dramatische Schlachten
an. Vorfreude incoming! Bei mir und der Katze. Sie weiß, dass jetzt
– abgesehen von Toilettenpausen – stundenlange Zweisamkeit
angesagt ist. Ich rücke den Stuhl zurecht und warte. Warte auf
das, was immer kommt. Sie streckt sich noch einmal kurz, macht den
obligatorischen Katzenbuckel und bettet sich direkt zwischen mich und
die Tastatur auf den Schreibtisch. Ihr Oberkörper und ihre Pfoten
ruhen auf meinem linken Arm. Jetzt hat sie alles unter Kontrolle.
Aber nicht zu viel bewegen! Sie schnurrt, ist endlich
zufrieden. Zufrieden mit ihrem Dosenöffner, der nun ganz lange still
hält und für sie da ist. Ab und zu schaut sie zu mir hoch. Dass ich
den Ton immer extra für sie leise drehe, goutiert sie. Ab
und zu wandert der Blick zu ihr herunter und bereitet Freude. Freude, dass wir
die Zeit vor dem PC zu zweit genießen können. Haustierbespassung
und Zocken. Bei uns beiden passt das eben.
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